2020 Rückblick
2020 hat für mich – und für die meisten anderen wahrscheinlich – ganz normal angefangen. Ich habe viel Schneesportunterricht gegeben, habe Mitte Januar das Schwarzeis auf unseren Seen genossen, einige Male bei den Eisschnelllauf-Wettbewerben der Olympischen Jugend Spiele in St. Moritz vorbeigeschaut und war im Februar als Freiwillige bei einer Kampagne von "Protect our Winters Switzerland" dabei (mehr dazu hier).
Als dann im März hier in der Schweiz die Verunsicherung wegen COVID-19 immer grösser wurde, hatte ich natürlich keine Ahnung, was das mit der Fotografie machen würde. Insbesondere nicht, was es mit meiner Outdoor/Adventure und Event Fotografie machen würde.
Es war dann leider unvermeidlich, dass einige Projekte, auf die ich mich sehr gefreut hatte, abgesagt wurden.
Jetzt, am Ende des Jahres, weiss ich zwar immer noch nichts über die langfristigen Auswirkungen, trotzdem hatte ich ein teilweise sehr intensives und lehrreiches Jahr.
Im Juni hatte ich die unglaublich tolle Gelegenheit, mit Fujifilm Schweiz die "Photography in Motion" Kampagne für die neue X-T4 zu gestalten.
Dieses Projekt wäre eigentlich für März angedacht gewesen und ich weiss gar nicht mehr, wie oft wir alles wieder neu planen mussten... Schliesslich wurden es zwei unglaublich arbeitsintensive, aber perfekte Sommertage im und neben dem Wasser im Tessin mit einem super Team.
Ein kleiner Testbericht findet sich hier. Die Fujifilm X-T4 ist mir inzwischen zu einer treuen Begleiterin geworden.
Und hier noch ein Talk von Nick Schreger mit mir über mich, die Kamera und das Shooting (Schweizerdeutsch).
Talents: Anna Unternährer und Kevin Bicker.
Dann hatte ich die Gelegenheit zwei der allerersten Sportevents, die in Europa wieder stattfinden konnten, zu fotografieren und hätte sogar fast noch bei einem dritten sein können, hätte es keine Terminüberschneidung gegeben.
Den Engadin Bike Giro im Juli durfte ich bereits zum fünften Mal fotografieren. Das Wetter war am ersten Tag sehr schön, am zweiten sehr schlecht und am dritten wieder sehr schön. Wie bei vielen anderen, hatte auch bei mir der Lockdown im Frühling den Effekt, dass ich viel mehr Sport gemacht habe als üblich und entsprechend fit fühlte ich mich am Event. Das eigentliche Rennen verlief fast wie immer und natürlich war die Stimmung toll, da alle endlich wieder einmal ihrer Lieblingstätigkeit nachgehen konnten.
Die Erkenntnis des Wochenendes war für mich, wie wichtig mein Gehörsinn fürs Fotografieren ist... Das mag sich etwas speziell anhören, ist aber sehr einfach zu erklären. Oft liege ich nämlich an so einem Event hinter einem Gebüsch oder Felsen, habe meinen Bildausschnitt in der Kamera schon festgelegt und kann nur anhand der Geräusche wissen, wann der nächste Fahrer auftauchen wird.
Die vollständige Bildergallerie zum Engadin Bike Giro findet sich hier.
Eine Auswahl von Bildern des dreitägigen Engadin Bike Giro 2020. Masken waren im Start-/Zielraum vorgeschrieben, es gab keine Siegerehrungen vor Ort und das Starterfeld war natürlich viel weniger international als sonst.
Zwei Wochen später folgte für mich eine Premiere, der Ötillö Swimrun Engadin. Dabei war für mich vor allem speziell, wie viel Equipment ich dabei haben musste: zwei Kameras mit verschiedenen Objektiven (weil man an so einem Event nie Zeit hat, Objektive zu wechseln und natürlich auch als Backup, falls etwas kaputt gehen würde), eine Kamera, die den ganzen Tag im oben erwähnten Unterwassergehäuse steckte, und eine Drohne. Mein Rucksack wog inkl. Wasser, Essen und Ersatzkleidern etc. gute 12 kg... Auch diese zwei Tage war ich mit einem E-Bike unterwegs, was ich inzwischen für viele Gelegenheiten einem Auto ganz klar vorziehe, weil es oft unkomplizierter und schneller ist.
Obwohl ich durchaus kein Neuling bin, was das Fotografieren von Sportevents angeht, habe ich an diesem Wochenende sehr viel gelernt.
Erstens, dass Swimrun, wie uns der Racedirector Michael Lemmel auch gewarnt hatte, ein unglaublich schneller Sport ist, also noch viel schneller, als ich mir das hätte vorstellen können.
Zweitens ganz viel über mich und meine Fotografie. Sportevents zu fotografieren, ist unglaublich stressig, man muss sehr schnell sein, man möchte überall gleichzeitig sein, man muss konstant Entscheidungen treffen, Pläne evaluieren und neue entwerfen, steht unter einer hohen nervlichen Anspannung, spult Kilometer um Kilometer möglichst schnell ab, ist dem Wetter genau wie die Athleten ziemlich schonungslos ausgeliefert und muss trotzdem die eigene Fotoausrüstung bei widrigen Bedingungen gut im Schuss halten. Man muss daran denken, dass man das Essen und Trinken nicht komplett vergisst, weil das für die eigene Leistungsfähigkeit genauso schlecht wäre wie für die eines jeden Sportlers. Und obwohl das alles zusammen ja bereits ziemlich ausfüllend klingt, ist die Hauptaufgabe natürlich, kreativ zu sein.
Ich habe wieder einmal gemerkt, wie unglaublich gerne ich solche „fast-paced“ Sachen mag, welchen Flow ich dabei erleben kann, und dass ich mir nichts besseres vorstellen kann, als zu trainieren (fototechnisch und sportmässig) und auf meine Ernährung und meinen Schlaf zu achten, um am Tag X meine bestmögliche Leistung zu bringen. Genau wie ein Sportler also! Ja, ich würde sogar behaupten, ich habe meinen „Wettkampfsport“ gefunden: Outdoor Sport Events zu fotografieren!
Die Bildergallerie zum Ötillö Swimrun Engadin findet sich hier.
Eine Auswahl von Bildern des Engadin Swimrun 2020. Für einige Athleten war es bis zum letzten Moment ungewiss, ob sie würden teilnehmen können, da z. B. Schweden (wo traditionell viele Teilnehmer herkommen) erst ein oder zwei Tage vor dem Rennen von der Quarantäneliste genommen wurde.
Nebst diesen grossen Verpflichtungen konnte ich noch einige redaktionelle Aufträge und Corporate Publishing Sachen für verschiedene Zeitungen, Red Bull und Engadin Mountains fotografieren, die mich sogar zweimal (ins sehr nahe) Ausland führten.
Mountainbiken mit Jolanda Neff und Wendy Holdener für Engadin Mountains auf Corviglia (Agentur: Ferris Bühler Communications).
Wie wir alle wissen, führte die zweite Welle im Herbst sofort wieder zu grossen Einschränkungen besonders auch im Sportbereich. Das bedeutet nicht, dass nur Events abgesagt (oder gar nicht geplant) werden, auch Magazine mussten teilweise deutlich kürzen und machen nun weniger Ausgaben oder sind nur noch online verfügbar und auch in der Werbung sind viele vorsichtiger und sparsamer geworden.
Sofort habe ich mich deshalb nach Alternativen umgesehen und begonnen, als Fitnessinstruktorin sowie in einem Sportgeschäft mit angeschlossener Langlaufschule zu arbeiten. Ich bin sehr froh, diese Möglichkeiten zu haben und hoffe, dass meine Fotoausrüstung nicht zu viel Staub ansetzt und im neuen Jahr wieder bald und oft zum Einsatz kommt! Und einige Ideen habe ich auch bereits...
Ganz herzlichen Dank allen Auftraggebern und Partnern, die das Jahr trotz aller Schwierigkeiten so möglich gemacht haben!